Belgien: Die Wallonie (2).

Die Wassergärten von Schloss Annevoie © WBT - J.P. Remy
 

Die Wallonie, der südliche, französischsprachige Teil Belgiens liegt unweit des Ballungsraumes Rhein-Ruhr und ist trotzdem vielen Reisenden noch unbekannt. Idyllische Städte in malerischen Landschaften, prachtvolle Schlösser und romantische Flüsse laden zu einer Entdeckungstour ein. Weiter geht unsere Reise im...

...Maastal.

Zwischen Namur und Dinant ist das Maastal an Ursprünglichkeit und landschaftlichen Reizen kaum zu überbieten. Auf einer Flusskreuzfahrt entdecken Sie eine Region, die Legenden von Felsen und Festungen lebt und mit malerischen Ortschaften, urwüchsigen Tälern sowie famosen Ausblicken begeistert. Die Region ist geradezu gesegnet mit einem Reichtum an Schlössern, Gärten und Klöstern – so viele Schlösser wie links und rechts der Maas gibt es auf kleinem Raum selten in Europa.

Das „Château d’Annevoie“ ist ein wahres Lustschloss, in dessen europaweit bekannten Gärten Sie fürstlich flanieren können. Hier vermählen sich Alleen, Laubengänge, Statuen und wunderschöne Blumenbeete mit Springbrunnen und Fontänen zu einer phantasievollen Naturwelt auf zwölf Hektar. Ganz ohne Maschinerie bewegt sich das Wasser ununterbrochen nur mit natürlichem Gefälle und der Schwerkraft seit einem Vierteljahrtausend durch das Blumenspiel der Gärten von Annevoie und macht sie zu einem wichtigen Kulturerbe in der Wallonie.

Schloss Freÿr (Château et Jardins de Freÿr) © WBT - J.L. Flémal
 
Schloss Veves (Château de Vêves) © WBT - I. Monfort
 

Ebenfalls sehenswert sind die Schlösser Freyr und Vêves bei Dinant. Das Schloss Freyr liegt in herrlicher Panoramalage direkt an der Maas und hat eine königliche Vergangenheit. Der Schlossgarten wurde 1760 im Stile eines Renaissancegartens neu gestaltet und offensichtlich von Einflüssen aus Versailles geprägt. Es entstand eine zauberhafte Anlage von Geradlinigkeit, Symmetrie und Strenge. Jeder Weg durch das sechs Kilometer lange barocke Heckenlabyrinth führt zum Rokoko-Pavillion. Beeindruckend ist auch die Orangerie, die 33 Orangenbäume beherbergt, von denen der größte Teil älter als 300 Jahre ist.

Wie aus dem Nebel einer Sage taucht die Silhouette von Schloss Vêves aus den dichtgrünen Wäldern auf. Seit dem 13. Jahrhundert wachen die fünf schlanken Türme mit Schieferhauben über die Täler der Mirande. Das Schloss ist ständig bewohnt und sehr gut erhalten. Bei einem Streifzug durch das Innere wirkt die Atmosphäre vergangener Epochen sehr lebendig. Im engen Innenhof zeigt sich auch die einstige Wehrhaftigkeit noch deutlich.

Bayardfelsen am Maas-Kanal in Dinant © WBT - J.P. Remy
 

Angekommen in Dinant fällt der Blick sofort auf die Zitadelle, die sich stolz über die Stadt erhebt. 120 Meter über der Maas drückt sich das mächtige Bauwerk wie ein Dach auf den monumentalen Steinfelsen. Bei der Auffahrt in der Seilbahn können Sie sich einen Überblick über das rege Treiben in Dinant verschaffen. Traumhaft schön ist auch die im gotischen Stil rekonstruierte Stiftskirche Notre Dame aus dem 12. Jahrhundert. Sie liegt direkt unterhalb der Zitadelle und scheint Bestandteil der steinernen Wand zu sein, so nah ist sie an den Fels gebaut. Besonders lohnenswert ist der Blick auf Zitadelle und Stiftskirche von der anderen Seite der Maas.

Seit über 30 Jahren findet auf der Maas in Dinant übrigens ein ganz besonderes Spektakel statt: die internationale Badewannenregatta. In kunstvoll geschmückten Badewannen treten die kühnsten Kapitäne gegeneinander an, bejubelt von tausenden Zuschauern. Einzige technische Regel: die Badewannen müssen stets in Kontakt mit dem Wasser stehen – manche nehmen das zu ernst und sinken bereits vor der Ziellinie – und die Badewannen dürfen nur mit Muskelkraft vorangetrieben werden. Wer es etwas seriöser mag, widmet sich Adolphe Sax, dem Erfinder des Saxophons und damit berühmtesten Sohn der Stadt.

Die Höhle von Han-sur-Lesse © WBT - I. Monfort
 

Etwa 25 Kilometer südöstlich von Dinant befindet sich eine der größten touristischen Attraktionen Belgiens: die Grotten von Han-sur-Lesse. Sie sind so groß, dass sie die Besucherscharen auch während der Hochsaison ohne lange Wartezeiten aufnehmen können. Von den mehr als zehn Kilometern erforschter Gänge, Galerien und Sälen ist ein Drittel für Besucher freigegeben. Gut zwei Stunden dauert die Führung durch eindrucksvolle Hallen mit Stalagmiten und Stalagtiten. Höhepunkt ist ohne Zweifel die 154 lange, 140 Meter breite und 129 Meter hohe „Salle du Dôme“. Eine abschließende Bootsfahrt auf der unterirdischen Lesse vervollständigt den Besuch. Neben den Grotten gehört zur Domäne noch ein 250 Hektar großer Wildpark mit Hirschen, Steinböcken oder Bären, die Sie von einem „Safaricar“ aus beobachten können.

Das Rathaus auf der Grand Place in Mons © WBT - AlessandraPetrosino
 
Die Waltrudiskirche in Mons © WBT - J.P. Remy
 
Bronze-Äffchen vor dem Rathaus in Mons © WBT - J.P. Remy
 
Das Industriedenkmal Le Grand Hornu (ehemaliges Kohlebergwerk) © WBT - Ricardo de la Riva
 

Der westliche Teil der Wallonie zeigt eine beeindruckende Vielfalt: Industriegeschichte, Naturschönheit, architektonische Schätze und großes UNESCO-Weltkulturerbe. Der Hennegau ist mit circa 1,3 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Provinz der Wallonie. Die Region ist touristisch zwar wenig bekannt, gilt aufgrund ihrer besonderen Reize aber als echter Geheimtipp. Das charmante Städtchen Mons lockt 2015 als Kulturhauptstadt Europas mit über 100 Kunst- und Kulturveranstaltungen. Einen wichtigen Teil des Programms bilden die drei Hauptausstellungen, die Persönlichkeiten mit einem besonders engen Bezug zur Stadt Mons gewidmet sind: Vincent van Gogh, Paul Verlaine und Sankt Georg.

Die große van Gogh Ausstellung wird im BAM, dem Museum der Schönen Künste, stattfinden, das Ende 2013 nach einer Modernisierung wiedereröffnet wurde. Über drei Ebenen mit 2000m² Ausstellungsfläche erstreckt sich nun das ambitionierte Museumsprojekt mit modernem architektonischen Konzept und lichtdurchfluteter Ästhetik. In der Nähe von Mons kann zudem das Van Gogh Haus besichtigt werden, in dem der Maler zwei für ihn sehr prägende Jahre (1879-1880) verbrachte. Zu sehen gibt es dort Repliken verschiedener Werke, originalgetreue Kopien von Briefen des Künstlers sowie das Originalwerk „Die Grabenden“ (Les Bêcheurs).

Jedes Jahr am Dreifaltigkeitssonntag lockt der Doudou, ein Fest im mittelalterlichen Stil mit einem Prozessionsspiel, das den Kampf des heiligen Georg mit einem Drachen zeigt, tausende Besucher nach Mons. Sie versammeln sich auf dem Rathausplatz um dem Kampf beizuwohnen und versuchen, dem Drachen ein Schwanzhaar auszureißen – als Glücksbringer. Im Jahr 2005 wurde die Veranstaltung von der UNESCO in die Liste „Meisterwerke des immateriellen und mündlichen Erbes der Menschheit“ aufgenommen.Gewidmet ist der Doudou, wie auch die Stiftskirche St. Waltrudis, der Schutzheiligen Waltrudis, die die Stadt 1349 vor einer Pestepidemie bewahrte. Die gotische Kirche ist ein architektonisches Meisterwerk und beeindruckt mit Alabasterstatuen und hohen Glasfenstern. In ihrer Schatzkammer beherbergt sie eine faszinierende Sammlung an Goldschmiedearbeiten und Schmuckstücken, die der heiligen Waltrudis zugeschrieben werden.

Besonders sehenswert ist auch der Marktplatz von Mons mit seinen prächtigen Bürgerhäusern und dem gotischen Rathaus. Zu besichtigen gibt es dort die Prunksäle aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die heute vollständig mit Möbeln dieser Epoche eingerichtet sind. Einen Besuch lohnt außerdem das Kabinett des Bürgermeisters. Hinter dem Zentralgebäude befindet sich ein kleines Schmuckstück: der charmante „Jardin du Mayeur“ mit der Bronzestatue des „Ropieur“, einem Symbol für die Lausbuben von Mons. Vor dem Haupteingang des Rathauses hockt der berühmteste „Einwohner“ der Studentenstadt: der „Singe du Grand-Garde“, eine Affenfigur, die bereits im Mittelalter dort gestanden haben soll. Streicht man ihm über den Kopf, soll das Glück bringen. In Sichtweite steht der 87 Meter hohe barocke Belfried, der ab 2015 wieder bestiegen werden kann.

Wenige Minuten außerhalb von Mons liegt das Industrieerbe „Grand Hornu“, das seit 2012 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes zu finden ist. Das ehemalige Kohlebergwerk gilt als perfekte Symbiose von Kunst und funktionaler Städteplanung, von Vergangenheit und Zukunft. Technikfreunde kommen außerdem am „Canal du Centre“ auf ihre Kosten. Die Fahrstühle für Schiffe aus dem 19. Jahrhundert zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe und können bei einer Bootsfahrt passiert werden. Der neue Lift aus dem Jahr 2002 gleich nebenan ist das größte Schiffshebewerk der Welt. Es überwindet einen Höhenunterschied von 73 Metern in einem Zug und auch seine Ausmaße mit 81 Metern Breite, 130 Metern Länge und 117 Metern Höhe sind imposant. Die Besichtigung des Hebewerks steckt voller Überraschungen: Entdecken Sie den riesigen Maschinensaal und genießen Sie die Aussicht!

Schloss Belœil (Château de Belœil) © WBT - J.L. Flémal
 

Auf der Weiterfahrt nach Tournai besichtigen Sie Schloss Beloeil und den angrenzenden Park. Beloeil ist seit jeher verbunden mit der Geschichte des Fürstengeschlechtes von de Ligne, die seit 1394 auf Schloss Beloeil residieren. Es verfügt in den prächtig dekorierten Räumen und Galerien über ein reiches Interieur mit wertvollen Möbeln und Kunstgegenständen. Dazu zählen auch persönliche Gegenstände, teils Geschenke und Erinnerungen berühmter Zeitgenossen wie Marie Antoinette oder Peter dem Großen. Besonders beeindruckend ist die große Bibliothek mit über 20.000 Büchern in kunstvollen Einbänden. Den berühmten Gartenanlagen verdankt Beloeil seinen Beinamen „Versailles des Nordens“. Unbedingt sehenswert sind der große See mit der kunstvollen Figurengruppe des Neptunbrunnens und die Orangerie. Ein kleiner Zug fährt durch den Garten und lädt die Besucher am Wochenende zu einer Spazierfahrt ein.

Der Glockenturm von Tournai (UNESCO Weltkulturerbe) © Office du Tourisme de Tournai
 

Die letzte Station unserer Rundreise durch die Wallonie ist Tournai. Das Herz der im Jahre 50 vor Christus gegründeten Stadt zeugt von ihrer glorreichen Vergangenheit. Vor allem die romanischen und gotischen Häuser sind sehenswert. Der Belfried von Tournai stammt aus dem Mittelalter und zählt zu den Wahrzeichen der Stadt. Er ist der älteste Glockenturm Belgiens, 72 Meter hoch und zählt seit 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wer die 257 Stufen des Glockenturms erklimmt, wird mit einem atemberaubenden Rundblick auf Tournai und seine Umgebung belohnt.

Unter anderem sieht man von dort auch das zweite Highlight der Stadt aus einer gänzlich anderen Perspektive: die Kathedrale Notre Dame, ebenfalls Weltkulturerbe. Mit ihren fünf Türmen ist sie eine der schönsten romanischen Kirchen in Westeuropa. Im Museum für Schöne Künste befinden sich Gemälde der Familie Bruegel, von Rubens und Monet, die einen Ausflug lohnen. Zum Abschluss machen Sie ein Foto auf der Brücke „Pont des Trous“, die aufgrund ihrer zwei mächtigen Türme, die zur ehemaligen Stadtmauer von Tournai gehörten, ein beliebtes Fotomotiv ist.

Weitere Informationen sowie die Bierkarte können Sie auf unsere Website www.belgien-tourismus.de anfordern, oder per E-Mail unter info@belgien-tourismus.de.

Abgebildete Fahrzeuge sind Modellbeispiele. Die Ausstattung der Mietwagen kann abweichen.