Tschechien - magisch, mystisch, überraschend.

Goldenes Gässchen in Prag Pic by fotolia.com:
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Auf unserer Weiterreise gelangen wir über das schlesische Riesengebirge im Südwesten Polens zum tschechischen Riesengebirge und damit in das nächste Nachbarland Deutschlands. Das kleine Herz Mitteleuropas hat seine vielen historischen Ortskerne auf das Feinste herausgeputzt.

„Gewässer donnern in den Auen, auf den Felsen summt der Tann“ – so verkündet es die tschechische Nationalhymne. Ein Zusammenspiel zwischen pittoresken Dörfchen, wildromantischer Natur und schlitzohrigen Schwejk-Figuren.

Am Gebirgsfluss Pic by fotolia.com:
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Böhmische Paradiese

Das Naturpark-Dreieck zwischen den Städten Mnichovo Hradišté (Münchengrätz), Turnov (Turnau) und Jicin (Jitschin) ist ein zeitloses Stück heiler Welt voll bizarrer Abwechslung: Felsenstädte und –labyrinthe, Tümpel und kleine Seen, Steinformationen mit dichten Mischwäldern sowie kunstvoll geformte Sandsteinburgen. Hier können kleine Blockhütten (chata) mit eigener Veranda angemietet werden.

Unterirdisches Gegenstück zum Böhmischen Paradies ist der Moravský kras, der Mährische Karst. Hier findet sich ein von unterirdischen Flüssen durchzogenes Labyrinth mit vom Wasser ausgehöhlten Kalkschichten, tief eingeschnittenen Canyons und plötzlich auftauchenden Gewässern. Unterirdische Tropfsteinpaläste und mehr als 1.000 Höhlen auf 100 qkm Fläche – typisch für das Drahaner Bergland nordöstlich von Brünn (Brno). Der Böhmerwald an der südwestlichen Grenze Tschechiens ist eine ca. 125 km lange Bergkette und gekennzeichnet durch wunderschöne ausgedehnte Wälder, Wiesenlandschaften und Flüsse. Heute leben in dieser Region wieder Luchse.

In Adalbert Stifters Erzählungen wird er ausgiebig geschildert, auch bei Karl May ist er präsent und diente als Schauplatz für die Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Im Böhmerwald können Rundreisen auf den Spuren alter Adelsfamilien unternommen werden – Natur pur mit kulturellen Highlights – Schlösser, Burgen und Stauseen. Natürlich finden sich auch hier wieder regelmässig chatas (Hütten) als Übernachtungsquartiere.

In Böhmen und Mähren sind etwa 2.000 Burgen, Schlösser und Festungen erhalten geblieben, so dass von historisch Interessierten regelrechte Burgtouren durch alle Regionen unternommen werden können. Allerdings sind dies auch Veranstaltungsorte für viele farbenfrohe Unterhaltungsprogramme – Fechtturniere, Feste, Konzerte, Ritterspiele und mittelalterliche Jahrmärkte finden hier statt.

Zwetschkenknödel Pic by fotolia.com:
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Kapustnica, Kolatschen und Liwanzen – schon probiert?

Variantenreiche Knödel und fleischreiche Gerichte sind typisch für die tschechische Küche, die traditionell mit der süddeutschen und österreichischen Küche verwandt ist. Außerdem haben aber auch keltische und slawische Elemente ihren typischen Charakter geprägt. Das Nationalgericht ist „Vepro Knedlo Zelo“ – es findet sich auf der Speisekarte beinahe jeden tschechischen Restaurants. Dieses Gericht besitzt fast schon Kultstatus (Schweinebraten mit Kraut und Knödeln). Das Besondere hieran ist ein Stück Schweinefleisch mit eingeritzter Schwarte, welches mit Unmengen Knoblauch gewürzt wird. Die Vielfalt der Knödel kennt kaum Grenzen: Kartoffelknödel, gefüllte Kartoffelknödel, Böhmische Knödel, Rosinenknödel, Semmelknödel oder gefüllte Quarkknödel.

Darüber hinaus sind die Suppen erwähnenswert, welche so reichhaltig sind, dass sie als Hauptmahlzeit gegessen werden können – z.B. Kapustnica – eine Sauerkrautsuppe mit Majoran, Kümmel und Knoblauch, angereichert mit Kartoffeln und Speck. Buchteln mit Vanillesauce, Liwanzen mit Zucker und Zimt bestreut (auch Plinsen genannt, eine Pfannkuchenart) oder Kolatschen (mit Quark, Pflaumenmus und Mandeln gefülltes Gebäck – deren Herstellung bedeutet viel Arbeit und sie werden daher eigentlich nur zu besonderen Anlässen serviert) sind ebenso wie der bekannte Apfelstrudel beliebte Süsspeisen. Auch Vegetarier kommen in Tschechien auf ihre Kosten: Kartoffelzapfen, panierte Gemüse oder Bramborak – tschechische Kartoffelpuffer mit Majoran und Knoblauch können fleischlos glücklich machen.

Zum Abschluss eines Menüs darf eines auf keinen Fall fehlen: das Gläschen Slibowitz – ein sehr bekömmlicher Pflaumenschnaps.

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Das Nationalgetränk – „flüssiges Brot“ – auch zum Kuren

Traditionell gehört das tschechische Bier zu den besten der Welt. Früher galt Bier nicht nur als erfrischendes Getränk, sondern auch als nahrhaftes, schmackhaftes und preiswertes „flüssiges Brot“. Ein besonderes Phänomen ist die Tatsache, dass die Biergartenkultur im „Bierparadies Tschechien“ eher ein Schattendasein fristet. Der biergartenverwöhnte Bayer wird rasch feststellen, dass deren Zahl hier sehr überschaubar ist und die vorhandenen seltenen Biergärten oft sehr versteckt liegen.

Erwähnenswert zum Bierkonsum, der gesundheitsfördernd sein soll, auch wenn das Bier nicht getrunken wird, ist eine ganz neue Art der Entspannungstherapie: diese wird wellnessmäßig in Tschechien angeboten – in Form eines Bierbades. Die Privatbrauerei Chodovar in Planá unweit von Marienbad bietet z.B. seit Anfang 2006 eine „originelle Rekonditions-Kurtherapie“ an – ein 34 Grad warmes Bad, das mit Bierhefekulturen und einer Kräutermischung angereichert ist – dazu wird ein Gläschen nicht pasteurisierten Lagerbiers empfohlen.

Horschitzer Röllchen

Der Geheimtipp: Horschitzer Röllchen

In der am Fuße des Riesengebirges gelegenen Stadt Horice (Horschitz) wird bereits seit 200 Jahren eine originelle regionale Delikatesse hergestellt: Röllchen mit einem ganz charakteristischen Geschmack und Duft, die den Namen Horické trubicky – Horschitzer Röllchen – tragen. Die Basis der Horschitzer Röllchen bilden zwei hauchdünne, zart-knusprige Oblaten - mit zerlassener Butter und Honig verbunden - und mit Zucker oder Mandeln, Nüssen, Zitronenschale, Vanille oder Zimt bestreut werden. Zum Schluß werden die Oblaten von Hand zu einem Röllchen geformt. Es gibt außerdem Varianten mit Cremefüllung oder Schokoladenguß.

Es wird erzählt, dass das Rezept dieser ursprünglich aus Frankreich stammenden Zuckerbäckerspezialität im Jahre 1812 auf dem Rückweg Napoleons vom Russlandfeldzug mit einem französischen Koch der Armee nach Horice gelangt sein soll. Der schwer verwundete General und Koch des Kaisers Napoleon soll die Rezeptur einer gewissen Frau Licková als Belohnung für die ihm zuteil gewordene Pflege und Lebensrettung anvertraut haben.

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Von Geistern und Gespenstern

Insbesondere Mittelböhmen ist von alten Sagen und Geschichten umwoben. Die vielleicht bekannteste tschechische Märchen- und Legendenfigur ist der Wassermann oder „Hastrman“. Der Sage nach treffen sie ihn überall, wo Wasser ist, sicher auch am Rande des Dorfweihers. Bei dieser Figur handelt es sich um die Verkörperung des Wassergeistes – er wird häufig als kleines, grünes, eher hässliches Männchen dargestellt, das auf einem Wels reitet. Er hat grüne Haare, hervorstehende Augen und aus seiner Hose tropft Wasser.

Mädchen versucht er mit bunten Bändern und Spiegeln ins Wasser zu locken. In der Regel wird er als Wesen beschrieben, das die Menschen ärgert. In einigen Märchen und Legenden kommen jedoch auch freundliche Wassermänner vor, die den Müllern helfen und harmlos auf den Zweigen der Weiden sitzen, Pfeife rauchen und in der Dämmerung Geige spielen.

Eine weitere übernatürliche Gestalt, die auf vielen tschechischen Burgen und Schlössern haust, ist die „Bila pani“, die „Weiße Frau“. Dabei handelt es sich um die Seele einer verstorbenen Frau, die über die Zinnen und durch die Kammern des Schlosses streift und deren Erscheinen meist mit einem nahenden Unheil in Verbindung steht.

„Bludicky“, eine Art von Phantomen, die in Form verschiedenfarbiger Lichter nachts versuchen, Reisende ins Moor zu locken, gibt es ebenfalls in tschechischen Erzählungen. Ist der Reisende freundlich zu ihnen, so führen sie ihn sicher aus dem Wald heraus.

Im Wald streift noch ein weiteres Gespenst herum, der „Hejkal“, ein bärtiger Waldgeist, der mit seinen schrillen Rufen den Menschen einen Schrecken einzujagen versucht.

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Das Bäderdreieck – drei Schönheiten auf einen Streich

Marienbad (Mariánské Lázne), Karlsbad (Karlovy Vary) und Franzensbad (Františkovy Lázne) bilden das sogenannte „Böhmische Bäderdreieck“. Kaiser und Könige, Musiker, Dichter und Denker priesen bereits in früheren Zeiten diese Orte. Die oberen Zehntausend gaben sich hier in früheren Jahrhunderten ein Stelldichein.

Beethoven, Goethe, Schiller, Maria Theresia, Bismarck, Sigmund Freud oder Frederic Chopin waren hier zu Gast, um nur einige Namen zu nennen. Mineralquellen, Heilbäder und Moorvorkommen – inmitten einer Atmosphäre aufwendig restaurierter Empire- und Jugendstilfassaden, umgeben von gepflegten Garten- und Kuranlagen lassen den Weltruf dieser Städte wieder aufleben. Karlsbad, gegründet in der Mitte des 14. Jahrhunderts von Karl IV., ist der größte Kurort Tschechiens.

Im 14. Jahrhundert wurden die ersten Heilquellen Marienbads durch ein Kloster genutzt. Im 17. Jahrhundert badeten Kranke in dem als heilend geltenden Schlamm und im Jahre 1818 wurde der Kurort „Marienbad“ gegründet. Der Habsburger Kaiser Franz II. gründete 1793 den Kurbetrieb Franzensdorf, welcher 1807 in das wohlklingende „Franzensbad“ umbenannt wurde. Die Kurhäuser und Bäder sind wiedererwacht und werden heute rege frequentiert. Die vielseitigen Wellnessangebote lassen kaum Wünsche offen.

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Bekannte Größen

Zur klassisch tschechischen Musik gehören nicht nur Dworak und Smetana, sondern hier ist auch Gustav Mahler, der in Tschechien geboren und in Jilhava lebte einzureihen. In vielen Klassikwerken sind Anleihen von volkstümlichen Themen zu finden, und auch ein Karel Gott hat mehr gesungen als die „Biene Maja“.

Auch der Naturwissenschaftler Johann Georg Mendel, der Begründer der wissenschaftlichen Genetik ist ein gebürtiger Mähre. Die drei Mendelschen Gesetze wurden zur Grundlage der modernen Vererbungslehre - wichtiger Bestandteil der Pflanzen- und Tierzüchtung, Medizin und anderer Wissenschaften.

Eine bis heute von Legenden und Anekdoten umrankte Berühmtheit ist der Schriftsteller Franz Kafka geblieben. Sein Name zählt zu den kulturellen Markenzeichen des 20. Jahrhunderts. Kaum ein anderer Autor hat je eine derart einstimmige Wertschätzung erfahren, und selbst Nicht-Leser sind von seiner Bedeutung überzeugt oder akzeptieren sie zumindest. Der Ausdruck „kafkaesk“ wird heute für etwas auf rätselhafte Weise Unheimliches und zugleich Bedrohliches verwendet – wie in der Art der Schilderungen Franz Kafkas in dessen Werken ( z.B.: „Der Prozeß“, „Das Schloss“).

Berühmter Jugendstilkünstler Prags war u.a. Alfons Mucha, der seine Karriere in Paris begann und dort mit seinen reich verzierten Theaterplakaten internationale Berühmtheit erlangte. 1910 kehrte er nach Prag zurück, wo er als patriotischer Künstler galt, der den Idealen des Jugendstils treu blieb. Ganz nebenbei: Wolfgang Amadeus Mozart lebte einige Monate in den Jahren 1787 und 1791 während Uraufführungen zweier seiner Werke in Prag.

Karlsbrücke in Prag Pic by fotolia.com:
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Das geistige Zentrum Europas: Prag

Golden, magisch oder hunderttürmig – die Liste der bewundernden Attribute, mit denen Prag beschrieben wird, ist lang. Touristen, Investoren und die Bohème aus aller Welt haben inzwischen Prag für sich entdeckt. Prag ist auf dem Weg, wieder eine europäische Kulturmetropole zu werden. Eine echte Nebensaison gibt es nicht, auch im Winter hat man die Karlsbrücke fast nie für sich allein. Das Gleiche gilt auch für das zweite Wahrzeichen der Stadt, die Prager Burg.

Der Altstädter Ring im Herzen des historischen Zentrums wurde als Marktplatz herrlich restauriert. Ein Besuch der Josefstadt, dem Jüdischen Viertel, welches nicht weit entfernt vom Altstädter Ring liegt, sollte mit einem Altstadtbesuch verbunden werden. Der Wenzelsplatz gilt zwar als einer der größten Plätze Europas, er ist aber vielmehr ein Boulevard von fast einem Kilometer Länge und 50 Metern Breite. Karl IV. ließ ihn im 14. Jahrhundert als Pferdemarkt anlegen.

Gotik, Barock, Historismus und Jugendstil bestimmen das Bild und mischen sich in der etwa 1.000 Jahre alten Stadt. Seit 1992 zählt das historische Zentrum von Prag zum UNESCO-Weltkulturerbe. In Prag wurde übrigens 1348 die erste Universität Mittel- und Osteuropas gegründet.

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Werkshalle im Jugendstil Pic by fotolia.com:
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Kaffeehauskultur und Jugendstil

Legendär ist die Prager Kaffeehauskultur, die sich bereits am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte und ohne die das literarische Prag der Jahrhundertwende nicht denkbar wäre, denn gerade die Cafés waren der Treffpunkt für Schriftsteller, Kreative und bildende Künstler. Wer damals als Künstler oder Bohemien etwas auf sich hielt, besuchte mindestens zwei, drei Cafés am Tag – zum Diskutieren, Politisieren und zum Schreiben. Das Café wurde so zur zweiten Heimat für die Prager Künstlerelite, Journalisten und Schriftsteller. Hier fand die Sezession, die Abspaltung von den etablierten bürgerlichen Kunstrichtungen, seinen Anfang.

Viele bedeutende Kaffeehäuser dieser Zeit sind inzwischen geschlossen, doch es gibt nach wie vor eine ganze Anzahl wirklich schöner Cafés in Prag. Das heute sicherlich bekannteste Prager Café ist das „Slavia“ an der Moldau. Auch das Café Savoy gegenüber dem Nationaltheater wurde wieder zum Leben erweckt.

Das Café Louvre in der Nationalstrasse ist vielleicht das einzige existierende Kaffeehaus der Stadt, das Franz Kafka mit Recht zu seinen Gästen zählte. Ebenso liebevoll restauriert wurde das Grand Café Orient, eine einzigartige Perle kubistischer Architektur im „Haus zur schwarzen Mutter Gottes“.

Ende des 19. Jahrhunderts waren die tschechischen Künstler, Designer und Architekten der historisierenden Stile müde und nahmen mit Begeisterung die neuen Ideen der in Großbritannien und Frankreich unter dem Begriff „Art Nouveau“ resp. „New Style“ bekannten Bewegung auf. In Prag, Wien und Budapest sprach man vom Jugend- oder Sezessionsstil. Es wurden Motive aus der Natur verwendet und junge Frauengestalten mythisch überhöht dargestellt. In Prag erlebte der Jugendstil seinen Höhepunkt im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Während er sich zu Anfang vor allem in der angewandten Kunst verbreitete, griff er später auch auf die Architektur über.

Die Straßen Prags zeigen dies mit ihren reich verzierten Fassaden - Jugendstilornamente, Stukkaturen, Mosaike, Keramiken und Schmiedeeisenarbeiten gehören zum Bild. Zu den bedeutendsten Jugendstilgebäuden gehören u.a. das 1905 errichtete Grand Hotel Europa, der Hauptbahnhof, das Casino „U Nováku“, das Nationaltheater sowie das Gemeindehaus (Obecni dum).

Die Prager Sezession versuchte hierbei einen Spagat zwischen einer von Frankreich und Wien beeinflussten Moderne sowie Ideen, die sich eher an panslavischen Werten orientierten. Man sah in der Sezession eine Möglichkeit, das erwachte tschechische Nationalbewusstsein zu dokumentieren.

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Abgebildete Fahrzeuge sind Modellbeispiele. Die Ausstattung der Mietwagen kann abweichen.